DOING DOMENICA
eine Sonderpräsentation mit fotorealistischen Zeichnungen der Künstlerin
MICHELA GHISETTI
Ausstellungsdauer: 30.09.2024 bis 02.11.2024
Als Markenzeichen von Domenica Niehoff, der bekanntesten Prostituierten Deutschlands, wurde ein schwarzes Korsett zum Symbol der Unterwerfung und gesellschaftlicher und kultureller Einschnürung sowie der Domestizierung des weiblichen Körpers.
Was bedeutet es nun, wenn eine Künstlerin wie Michela Ghisetti andere KünstlerInnen in dieses Spiel involviert und mit dem Konzept Domenica konfrontiert?
Verkleidung ist mehr als ein Spiel!
Für Michela Ghisetti treffen hier zwei Parallelwelten aufeinander: die der Prostitution und die des Künstlerseins. Ein Korsett kann einengen, aber auch zu groß sein, „wie eine vorgegebene Rolle in der Gesellschaft“...
Elisabeth Priedl
Online Showrooms zur Ausstellung
Erstmals zeigt ein Museum (Albertina, Wien) eine umfassende Retrospektive der 1966 im italienischen Bergamo geborenen und 1992 nach Wien übersiedelten Künstlerin Michela Ghisetti. Ghisettis Werk bewegt sich zwischen den Polen Abstraktion und Figuration. In ihren Arbeiten fließen biografisch-emotionale und philosophisch-kunsttheoretische Elemente ineinander. Es entstehen konzeptuell strenge, humorvolle und intuitive Werkgruppen, in denen die Künstlerin stets neue Inhalte und unterschiedlichste Materialien erprobt und deren Grundlagen hinterfragt. Von Anfang an bevorzugt sie Papier als Bildträger und arbeitet mit seinen jeweiligen Qualitäten ‒ vom transparenten Japanpapier bis zu den Kartons der jüngsten Werke. Ob weiß oder farbig, der Mal- oder Zeichengrund übernimmt auch inhaltliche Aspekte und trägt wesentlich zum Gesamteindruck der Arbeiten bei. Zudem finden Beobachtung und Reflexion des Bewegungsablaufs im Gestaltungsprozess ihren Niederschlag, wobei Material und Größe des Bildträgers wesentlichen Einfluss haben. Die Frau und ihre gesellschaftlich bedingten Rollen sind in Ghisettis Arbeit schon bald in unterschiedlichsten Facetten als Thema präsent. Das Werk ist zwischen größtmöglichem Fotorealismus und völliger Abstraktion angesiedelt. Dieser Gegensatz bestimmt auch ihre jüngsten Werke. Punkte und Kreise tauchen bei Ghisetti von Anbeginn auf. Mit der 2016 begonnenen Serie „Tutto“ erobern sie nun die gesamte Bildfläche: Kleine und große Tupfen entfalten ein Universum der Unendlichkeit, in dem die Vision eines versöhnlichen Nebeneinanders unterschiedlichster Farben, Formen und Größen zu einem politischen Statement wird, das zu einem respektvollen Leben inmitten der Vielfalt aufruft.
Antonia Hoerschelmann
This is the first time that a museum (Albertina, Wien) has shown a comprehensive retrospective of the works of artist Michela Ghisetti who was born in 1966 in Bergamo, Italy, and moved to Vienna in 1992. Ghisetti’s work ranges between the poles of abstract and figurative art. In her works, biographical and emotional elements merge with issues of philosophy and art theory. This gives rise to conceptually rigid, humorous and intuitive groups of works in which the artist constantly tries out new content and a wide variety of materials, challenging their fundamental principles. Right from the outset she has preferred using paper, working with its different qualities ‒ from transparent Japan paper to the cards used for her most recent works. Whether white or coloured, the painting or drawing surface also takes on aspects relating to the content and makes a significant contribution to the overall impression of the works. Moreover, observation and reflection of the sequence of movement find their expression in the creative process in the course of which the material and size of the image surface exert a major influence. Woman and her socially defined roles have long been present as a theme in Ghisetti’s work in a wide variety of facets. The work is positioned between the greatest possible degree of photorealism and complete abstraction. This contradiction also defines her most recent works. Dots and circles have appeared in Ghisetti’s work right from the start. In the series “Tutto”, begun in 2016, they take over the entire surface of the image: small and large spots unfurl a universe of infinitude in which the vision of a conciliatory juxtaposition of a wide variety of colours, shapes and sizes becomes a political statement calling for a life of respect in the midst of diversity.
Antonia Hoerschelmann